46 %: “unsere Angelegenheiten werden von den Ärzten nicht ernst genommen !!!”
Übersicht:
Sexualität und Epilepsie
Hormone und Epilepsie
orale Kontrazeptiva und AED
Kinderwunsch/Schwangerschaft und Epilepsie
Antiepileptika - teratogenes Risiko ?!?!
EURAP !!!!
Sexualität und Epilepsie:
Epilepsien weisen eine höhere Inzidenz an sexuellen Störungen auf vgl. mit anderen chronischen neurologischen Erkrankungen
sexuelle Störungen bei Frauen mit Epilepsie sind multifaktoriell
Sexuelle Störungen sind z.B.:
Störungen in der sexuellen Entwicklung
(körperlich und seelisch)
Störungen der Menarche und des
Menstruationszyklus
Störungen im Sexualverhalten
Sexuelle Störungen sind multifaktoriell:
psychosoziale Faktoren: Depression, mangelndes Selbstbewusstsein, geringe Sozialkontakte, mangelnde Krankheitsverarbeitung und mangelnde Krankheitsakzeptanz, Angst u. v. m.
strukturelle und funktionelle Störungen des ZNS: Dysfunktion im limbischen System, Anfallsursprung im corpus amygdaloideum bzw. im Hippocampus (sexuelle Steuerung ebenfalls von dort)
physiologische Störungen: erhöhtes Prolaktion postiktal, reduzierte Konzentration der freien Anteile der Sexualhormone durch Proteinbindung
Störungen durch Antieplieptikatherapie: veränderter Metabolismus und Bindung der Sexualhormone durch direkte corticale Defekte, Enzyminduzierte (Cytochrom P-450), Antiepileptika – Interaktion mit vielen anderen Medikamenten und mit vielen Pillen
Sexualsteroide:
(Gabarezeptorbindung! – GABA ist ein hemmender Neurotransmitter!)
Östrogen : prokonvulsiv
Progesteron :
antikonvulsiv
Catameniale Anfälle:
Anfälle kurz vor oder während der Menstruation oder während der Ovulation
Anfälle sind bedingt durch die Schwankungen der Östrogen/Progesteron, Ratio während der 1.und 2. Zyklushälfte
Frauen mit TLE zeigen häufiger Störungen des Menstruationszyklus
Verbindung des limbisches System mit hypothalamischen Zentren und Beeinflussung des gonadotropen Releasing-Hormon (GNRH).
PCOS und VPA
Störungen im Menstruationszyklus:
Amenorrhoe
Oligomenorrhoe
vermehrt anovulatorische Zyklen
nadäquate Lutealphase wegen Progesteronmangel in der 2. Zyklushälfte
PCOS – polyzystisches Ovarsyndrom
PCOS/Stein-Leventhal-Syndrom:
Amenorrhoe oder anovulatorische Zyklen
Vergrößerung der Ovarien mit Bildung multipler Zysten
Ovarielle Androgenisierung mit Adipositas, Hirsutismus und Sterilität.
Ursache: hypothalamisch-hypophysäre Fehlsteuerung oder Störung der Steroidsynthese in den Ovarien mit vermehrter Bildung von Androgenen, Häufigkeit nimmt bei Einnahme von Valproat zu
Orale Kontrazeptiva haben keinen Einfluss auf die Anfallshäufigkeit und -schwere.
Die Gabe von Antiepileptika kann die Sicherheit oraler Kontrazeptiva und des Implanon senken!
In ca. 8 % treten unerwünschte Schwangerschaften unter glztg. Einnahme von Antiepileptika auf!!
orale Kontrazeptive und AED:
Induktion des Cytochrom P - 450 durch AED
Effekt ist teils dosisabhängig.
Abbau von oralen Kontrazeptiva steigt
klinisch: Durchbruchsblutungen
AED zuverlässige Kontrazeption
Barbiturate reduziert
Phenytoin reduziert
Carbamazepin reduziert
Valproat gegeben
Lamotrigin gegeben
Gabapentin gegeben
Oxcarbazepin reduziert
Tiagabin gegeben
Topiramat reduziert ( > 200 mg )
Levetiracetam ??
AED und Frauen:
Besonders für Frauen unerwünschte Nebenwirkungen :
Gewichtszunahme : VPA , VGB,
reduzierte Fertilität : VPA
verändertes Aussehen : PHY
enzyminduzierende AED : CBZ,PHY,PHB,TPM
Frauen mit Epilepsie im gebährfähigen Alter:
Auswahl der AED soll sich am Anfallstyp orientieren
Monotherapie als Ziel
kontinuierliche Folsäuregabe (Folsan 5mg /die )
Aufklärung über evtl. verringerte Wirksamkeit von oralen Kontrazeptiva – Zusammenarbeit mit Gynäkologen
ausreichende Aufklärung der Patientinnen über Schwangerschaft und Epilepsie schon vor Konzeption
Planung einer Schwangerschaft:
Zusammenarbeit von Neurologen, Gynäkologen und Geburtshelfer und der Kinderärzte
Epilepsie und Schwangerschaft:
KEINE KONTRAINDIKATION!!!!!
Die Mehrheit der Frauen mit Epilepsie haben eine normale Schwangerschaft und Geburt, eine unveränderte Anfallshäufigkeit und über 90% haben ein gesundes Baby.
bei ca.10% der Patienten Zunahme der Anfallsfrequenz
Ursachen:
Non-compliance (Angst wegen Teratogenität der Medikamente)
Hormonelle und metabolische Veränderungen
Änderung der Pharmakokinetik der Medikamente
Gestosen, vorzeitige Wehen, abnorme Lagen, spontane Aborte und Frühgeburten sind nicht häufiger
Zahl der induzierten Aborte ist nicht höher
Das kindliche Blutungsrisiko ist fraglich erhöht.
Die Entbindung per se verläuft nicht komplizierter
Auswirkungen von Anfällen auf den Feten:
- Status epilepticus bringt erhebliche Risiken für Mutter und Feten
- Das Risiko eines einzelnen tonisch-klonischen Anfalles für den Feten
als auch das kleiner generalisierter oder fokaler Anfälle ist bislang unklar.
Epilepsie und Neugeborenes:
Die kindliche perinatale Mortalität ist auf das 1,2-bis 2fache erhöht.
Das Asphyxierisiko wird kontrovers diskutiert.
Seltener Hyperbilirubinämien
Die Neigung zu Neugeborenenblutungen ist erhöht.
Besonderheiten im Verhalten, bes. Sedierung oder Hyperexzitabilität
Fehlbildungen:
Risiko für Fehlbildungen ist bei Kindern epilepsiekranker Mütter etwa auf das 2 bis 3-fache erhöht.
Prävalenz der Spina bifida um den Faktor 20 erhöht bei Einnahme von VPT; etwa um das 10-fache bei CBZ – Folsäuremangel als Ursache bekannt.
Managementveränderungen während der Schwangerschaft:
- Keine Umstellung der Therapie nach Eintritt der Schwangerschaft
Plasmaspiegel von Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Lamotrigin fallen während der Schwangerschaft – Spiegelbestimmungen und ev. Dosisanpassung erforderlich
Valproinsäure während der Schwangerschaft auf vier Tageseinzeldosen verteilen zur Reduktion von Spiegelspitzen, auch besser retardierte Formen
Vorstellung der Frauen in einer Ambulanz für Risikoschwangerschaft – enge Zusammenarbeit mit Geburtshilfe und Kinderärzten
Keine Indikation zur Sektio – Epiduralanästhesie möglich
Epilepsie und postpartale Phase:
Generell kein Einwand gegen das Stillen des Babys, außer bei ausgeprägter Sedierung, Trinkschwäche und unzureichender Gewichtszunahme.
Minimierung des Risikos für das Kind durch gewisse Vorsichtsmaßnahmen
Vermeiden vom Schlafentzug wegen möglicher Zunahme der Anfallsfrequenz
Epilepsie und Entwicklung der Kinder:
Körpermaße: kein wesentl. Unterschied
Intelligenz: IQ der Kinder epilepsiekranker Mütter gering unter denen von Kontrollkindern
Kognitive Funktionseinschränkungen: bei Kindern epilepsiekranker Mütter etwas häufiger als bei Kontrollkindern
EURAP – European Registry of Antiepileptic Drugs and Pregnancy:
Europaweit etabliert – reine Beobachtungsstudie
Rekrutierung von Schwangerschaften unter Antiepileptikaexposition
Ziel ist ein Vergleich der Sicherheit der verschiedenen Antiepileptika für das ungeborene Kind bezüglich Häufigkeit von kongenitalen Fehlbildungen und von pränatalen Wachstumsverzögerungen
ZUSAMMENFASSUNG:
Frauen mit Epilepsie haben ihre speziellen rollenspezifischen Probleme, die von uns Ärzten wahrgenommen werden müssen.
Frauen mit Epilepsie bedürfen daher einer individuellen und für sie abgestimmten Betreuung und Behandlung.